Dass 80% der Kinder in der BDR zu dick sind, weil sie sich zu wenig bewegen, rauscht derzeit durch den Blätterwald. Auf uns trifft es glücklicherweise nicht zu. Wir bewegen uns ja mit dem Rad nach dem Motto “Auto frisst Geld …”.Abgesehen davon, sind wir dem Kindesalter schon länger entwachsen, ja, bei den Alten Römern würde man uns schon zu den Greisen bzw. Greisinnen rechnen.
Wir laden bekanntlich all wöchentlich zur Donnerstagsbewegung ein und in der 47. Woche rafften sich trotz kühler Witterung immerhin einundzwanzig Personen auf, leider ohne einen Fotomenschen dabei zu haben. So gibt es keine Bilder von diese Rundfahrt, die uns nach/zu IKEA führte.
Nach langer Abstinenz war endlich wieder jemand unter den Mitradelnden, der bei der ersten Pause zur Verbesserung der Gemütslage aller Medizin, sogar aus eigener Herstellung, in kleinen, nein, winzigen, sogar essbaren Näpfchen verteilte. Uns an sein Wiegenfest zu erinnern, war der Anlass. Beschwingter radelten wir alsdann auf der allseits bekannten HOAG-Trasse zum Mattlerbusch, wo ganze Hündchenrudel angeleint und auch frei streunend Gassi geführt wurden. Auf Wegen und Straßen, die das Navi-Programm als befahrbar ausgewiesen hatte, erreichten wir schließlich den Touren-Zielort: IKEA! Und wir trafen dort auf vier weitere, gelb bewestete Radler. Sie waren von Dinslaken direkt zum Ziel gefahren, weil die Tage zuvor versandte mailige Information zur Route ihnen aus verschiedenen Gründen entgangen war.
Einkehr bei IKEA war angesagt, mit anderen Worten: Hier konnte ein*e jede*r das richtige oder eingebildete Essbedürfnis stillen und gegen “kleines Geld” Heißgetränke” bis zum Abwinken” in sich hinein schütten. Allerdings musste sie*er erst finden, wo es von den Salat-, Schnitzel-, Kartoffelbergen und anderen Köstlichkeiten etwas zu holen gab. Man glaube nur nicht, das sei so einfach wie der Besuch einer Pommesbude: Reinkommen, zum Tresen, “einmal Pommes mit Majo” …. fertig. Nicht so bei IKEA. Als Neuling oder IKEA-Greenhorn irrst du herum zwischen auf Einkauf fixierten Menschenmassen, zwischen Sofas, Lampen, Puppenstuben, Gläsern und Regalen und suchst bei zunehmend schmerzendem Hungergefühl einen Hinweis “zum Restaurant”. Ähnlich mag es dem Thesauros auf dem Weg zum Minotauros gegangen sein*, wenn der sich auch auf einer unvergleichlich diffizileren Mission befand. Dank Ariadne und dem legendärem Faden fand er, wie berichtet wird, aus dem Labyrinth heraus. Eines solchen ‘Ariadnefadens’ hätte ich bei meinem ersten IKEA-Besuch auch bedurft. Happy End(=glückliches Ende) für mich: Ich fand den Kuchen hinter Plexiglas. Das und Heißgetränk “bis zum Abwinken” waren genug.
In dem als ursprüngliches Fahrtziel angegebenen Landschaftspark gab es noch einmal ein Gläslein Medizin von einem der Hinzugekommenen, was zu dem zuvor eingenommenen Mahl eine überaus erfreuliche Ergänzung war.
Bei den Donnerstagsfahrten ist es wie beim Stricken: Man kennt die Wolle bzw. die Wege, aber die Muster variieren. Mitunter kommen neue Fäden, also Wege dazu, was für ‘Alt-Radler’ allerdings von Seltenheitswert sein dürfte. Aufgrund seiner Kenntnis von “Wolle” und “Mustern” konnte der OTL, der mit an der Spitze des Trosses fuhr, dann und wann kleine, aber hilfreiche Hinweise geben.
So geleitet querten wir am Rande der Autobahn den Rhein, um später bei Orsoy abermals die Ufer zu wechseln. Das war nun ein sehr bekannter Weg, an dem wir sommers schon einmal den Umsatz eines Eisverkäufers steigerten, an dessen Karren mit den verlockenden Angeboten wir vorbei zu radeln oder auch zu halten pflegten. Heuer war er aber nicht da. Von der ursprünglich geplanten und auf dem Navi vorgezeichneten Strecke, die für einige mit Sicherheit ‘neue Wolle’ beinhaltet hätte, war ich kurz entschlossen abgewichen, denn die Sonne sank und der
Abend nahte. Nachdem einige schon vorher den Tross verlassen hatten, war immer noch ein Fährpreis für sechzehn Personen zu entrichten und einige konnten eine “Zehnerkarte” vorweisen.
An der Stelle, an der die Emscher schäumend in den Rhein stürzt, beendete ich meine Funktion als Fatrofüh, und die bis hierhin Gefahrenen stieben geradezu auseinander.
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*WIKIPEDIA
Eine athenische Sage überliefert, dass Minos Athen unterworfen hatte, nachdem sein Sohn Androgeos dort ermordet worden war. Die Athener wurden dazu verpflichtet, alle neun Jahre sieben Jungfrauen und sieben Jünglinge als Menschenopfer für den Minotauros nach Kreta zu schicken. Als zum dritten Mal der abscheuliche Tribut fällig war, schleuste sich der athenische Königssohn Theseus in die Gruppe der Verdammten ein. Auf Kreta angekommen, verliebte sich Ariadne auf den ersten Blick in Theseus und erklärte sich gegen sein Eheversprechen bereit, ihm zu helfen, den Minotauros zu besiegen. Als Theseus das Labyrinth, in dem Minotauros hauste, betrat, übergab sie ihm auf Dädalus’ Anraten ein Wollfadenknäuel, dessen Ende er am Eingang des Labyrinths befestigte. Theseus tötete das Ungeheuer und fand dank des Ariadnefadens unversehrt aus dem Labyrinth heraus.[4]