Apps? Vor 30 Jahren wusste ich nichts von “Apps”, sah damals morgens aus dem Fenster und stellte fest, es regnet oder die Sonne scheint. Morgens um halb sieben gab es noch den “landwirtschaftlichen Wetterbericht”, der häufig stimmte, aber nicht immer. Das war’s. Selbst auf die Wetterkarte nach dem abendlichen ritualisierten Tagesschau-Sehen war kein Verlass. Jetzt, im Jahre 2020, kann man es auf kleinen Telefönchen sehen: Ah, um 15 Uhr scheint die Sonne, bis dahin Regen. War zu dieser Jahreszeit, wenn es schon nicht schneit, auch nicht anders zu erwarten.. Heftiger Regen! Lasse ich meine Blicke zu der STEAG-Ruine schweifen, werde ich in unserer klitzekleinen Wohnung schon mental nass.
Alles grau und Aussicht gleich Null, wie gesagt bis STEAG. Und dann soll man Rad fahren? Sich dem Gepladder aussetzen? Andererseits ist der Sieg über sich selbst der größte. Also ab zum Fahrrad, Außentür-Verkleidung (Outdoor- oder Bikewear) angelegt und raus zum Treffpunkt. Das hat, man muss es sich eingestehen, etwas mit Masochismus zu tun, der eine Handlung bedeutet, die das Gefühl der Befriedigung hervorrufen soll, was in diesem Zusammenhang selbstredend nicht sexueller Art ist, auch gar nicht sein kann. Am Rathaus nun trudelten tatsächlich entgegen aller Erwartung und vielleicht auch entgegen uneingestandener Wünsche mehr als eine Handvoll Personen ein. Nach und nach kamen sie mit gelber Weste auf Fahrrädern angerollt, sammelten sich im Eingangsbereich.
Worüber sprachen sie, sobald sie sich begrüßt und dann in die obligatorische Liste eingetragen hatten? Über das Wetter! Über den Regen und über die verschiedenen Wetter-Apps, was die zu der Wetterentwicklung zu melden hatten. Immerhin sei mit Schnee nicht zu rechnen.
Der Tourenleiter (TL), der dieses Mal nicht zum Fahrradtrossführer (Fatrofüh) avancierte, hatte vorsorglich das Fernziel aufgegeben. Er hatte die anvisierte Gastronomie rechtzeitig wissen lassen, dass sie sicht nicht mehr auf eine mehrköpfige, nach Kaffee und Kuchen gierende Gruppe einzustellen hätten. Wohin nun? Donnerstags wird gefahren! So ist es, so war es schon immer und so bleibt es! Da beißt keine Maus den Faden ab, um eine Redewendung zu gebrauchen, zu der man im Internet neckische Anmerkungen findet. Also wohin dann? Mandrella war schon einmal ein Ausweichziel: Wenn der Sturm an Poncho reiß /,es nässt und schüttet nur, /zwar ist und bleibt der Weg das Ziel,/ dann wird verkürzt die Tour, /so war es einmal und wir da /landeten bei Mandrella (aus “Mit Jürgen unterwegs”). Dieses Nahziel kam nun jedoch nicht infrage, denn als weiterer Startpunkt war das Mühlenmuseum in Hiesfeld angegeben. Dort könnte Mon-Cheri-NN unser harren. Der TL beschloss also, ihn, falls er dort im pladdernden Regenguß stehen sollte, nicht “im Regen stehen lassen” zu wollen. Los ging es.
“Der Weg ist das Ziel” – hier nun, um bei der Wahrheit zu bleiben, überhaupt nicht, ganz und gar nicht. Der Weg war pfützig, matschig, schon tausend mal gefahren. Da blieb der Gedankenaustausch in Anfängen stecken. Für große, das Weltgeschehen analysierende und die Unfähigkeit der Politiker*innen beklagenden Reden fehlte es an Zuhörer*innen. Immerhin waren zwei -*innen in dem kleinen Häuflein!
Dann lenkte der Tl das Trüppchen eben noch über eine kurze Strecke mit zwar geringer Steigung, aber steil und zügig genug, um die gegen die himmlische Nässe Gewappneten und zudem nicht mit “Kästchen” Versehenen ins Schwitzen zu bringen. Immerhin konnte man sich dann wieder etwas rollen lassen, wie das nach Steigungen jedweder Art in der Regel der Fall ist. Am rauschenden Rotbach entlang ging es zum Mühlenmuseum, wo an und für sich NN und andere Nicht-Weicheier zu uns hätten stoßen können. Fehlanzeige! Kein Mensch stand auf dem Platz neben dem Mühlstein, auch kein Hund, den man bei so einem Wetter sowieso nicht vor die Tür schubst, schon gar nicht jagt. Also kehrte die kleine Schar um und radelte in das Zentrum des früheren Dörfleins und heutigen Stadtteils von Dinslaken. Vor der alten Konditorei, unweit von der Kirche entfernt, der heutigen Bäckerei E. beschlossen die einen einzukehren, sich eine kleine Weile ins Warme und Trockene zu begeben. Die anderen, deren drei, waren dafür nicht zu gewinnen. Sie strebten den heimischen, trocknen und wärmenden Gefilden zu.
Was soll ich dazu sagen? Nach wirklich schlappen 20 km war die praktisch durch Nässe eingelaufene Donnerstagstour beendet.