Fahrradklima – wo es beim Radeln in Dinslaken und Voerde holpert

Radler auf einem Radweg. Holprige Strecken nerven die Menschen in Dinslaken und Voerde. Foto: dpa/Tobias Hase

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Der ADFC meint: Dinslaken wurde beim deutschlandweiten Fahrradklima-Test zu hart beurteilt, Voerde sei noch zu gut weggekommen. Beide Städte bekamen sehr mittelmäßige Noten. Dabei soll Dinslaken doch „fahrradfreundlich“ sein.

Radfahrer fühlen sich in Dinslaken und in Voerde nur mäßig wohl. Beim aktuellen „Fahrradklima-Test“ des Fahrradclubs ADFC bekam Dinslaken bei der Bewertung nach Schulnoten eine 3,9. Voerde landete bei 4,1, bekam also „eine „Vier Minus“.

Was in Dinslaken positiv bewertet wurde: guter Winterdienst auf Radwegen, kaum Konflikte mit Fußgängern, gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums. Negativ schlugen häufige Fahrraddiebstähle, holprige und unebene Wege und schlechte Ampelschaltungen zu Buche.

Was in Voerde positiv auffiel: ebenfalls gute Erreichbarkeit des Zentrums, generell die zügige Erreichbarkeit von Zielen, Radler würden als Verkehrsteilnehmer akzeptiert. Was besonders bemängelt wurde: holprige Wege, dass es in jüngster Zeit kaum Fahrradförderung gegeben habe und, dass nur wenige Einbahnstraße für Radler geöffnet seien.

„Die Umfrage ist natürlich nicht repräsentativ“, sagt Wolfgang Beier vom ADFC Dinslaken-Voerde, „aber die Kernaussagen treffen schon zu.“ Allerdings glaubt er, dass die Beurteilung nach Schulnoten nicht unbedingt „gerecht“ ist. „Ich denke, Dinslaken ist schlechter bewertet worden als es eigentlich ist, denn in Dinslaken hat sich was getan.“ Umso mehr, seit die Stadt 2018 als „fahrradfreundlich“ ausgezeichnet wurde.

So halte die Stadtverwaltung guten Kontakt zum ADFC: „Das ist eine sehr konstruktive Zusammenarbeit“, lobt Beier. Wenn der Radfahrerclub Anliegen oder Anregungen an die Stadt herantrage, so werde oft rasch gehandelt, „oder man erklärt uns, bis wann etwas getan wird, oder eben auch, warum es nicht geht“.

Womöglich gibt es in Dinslaken – was ja erfreulich wäre – einfach immer mehr Radler, wodurch Mängel stärker ins Auge fielen und weniger akzeptiert werden, mutmaßt Beier. „Wenn Sie vom Auto aufs Rad umsteigen und müssen dann an jeder Ampel um grünes Licht betteln, dann nervt Sie das am Ende des Jahres.

Ganz anders beurteilt er die Situation in der Nachbarstadt Voerde. Die sei mit ihrer 4,1 sogar eher „mit einem blauen Auge davongekommen“, meint Beier. „In Voerde sieht es eher so aus, dass man nicht daran interessiert ist, viel für den Radverkehr zu tun und auch das Thema Mobilität aus unserer Sicht verschläft.“ Was, wie er anfügt, sicher nicht für alle Bereiche gelte, aber im Großen und Ganzen.

Allerdings ist man im Voerder Rathaus durchaus problembewusst. „Wir müssen dem Radverkehr auf lange Sicht mehr Bedeutung zukommen lassen“, sagt der Erste Beigeordnete Wilfried Limke. „Voerde ist relativ klein“, gibt er zu bedenken. „Im Grunde ist jede Entfernung in der Stadt fahrradtauglich. Das ist ein Pfund, das müssen wir uns zunutze machen.“

Dass die Lage derzeit unbefriedigend ist, dafür sieht er historische Gründe. „Voerde leidet darunter, dass es als junge Stadt autofreundlich gebaut worden ist.“ In den 70er Jahren sei alles auf „Wachstum“ gepolt gewesen, und das bedeutete: immer mehr Autoverkehr. Und jetzt sei die Infrastruktur einer Stadt eben nur schwierig und langfristig umzubauen. „Wir haben eine schwere Hypothek“, stellt Limke fest.

Dass man die Entwicklung „verschlafe“, will er aber nicht auf der Stadt sitzen lassen: Das sei einfach falsch. Ein Radwegekonzept sei in Bearbeitung, es gebe eine Fahrradstraße, nach der neuen Stellplatzverordnung müssen für Baugenehmigungen jetzt nicht mehr nur Auto-, sondern auch Fahrradparkplätze nachgewiesen werden, zählt er auf. Auch habe man die Belange von Radlern im Blick, wann immer man im Straßenbau tätig werde. „Das ist ein glanzer Blumenstrauße an Möglichkeiten, die wir angehen“, sagt Wilfried Limke. „Aber das wird Jahre dauern.“

Auch in Dinslaken will man nichts schönfärben. „3,9 ist überhaupt nicht zufriedenstellend“, sagt Stadt-Sprecher Marcel Sturm. „Wir sehen das als Ansporn.“ Außerdem sei die ADFC-Erhebung nützlich, um Schwerpunkte zu suchen, an denen man weiter arbeiten könnte. Mit dem Thema „Ampelschaltung“ zum Beispiel werde man sich in Zukunft befassen müssen. Und das geplante Fahrradparkhaus am Bahnhof schaffe zumindest bessere Rahmenbedingungen: einen Ort, an dem Räder sicher stehen.

Quelle: Fahrradklima – wo es beim Radeln in Dinslaken und Voerde holpert


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